Um Austin
Da Anke noch einen Tag Urlaub vor dem 31. August aufbrauchen musste, haben wir uns ganz spontan entschlossen, einen Ausflug zu machen. Wir wollten schon immer mal in das riesige Einkaufszentrum von San Marcos
gefahren sein und auch die Hauptstadt von Texas hatten wir immer noch nicht gesehen:
Luling
Unser eigentliches Tagesziel war San Marcos. Wir fuhren etwa 2 Stunden den Interstate 10 nach Westen bis zur Abfahrt nach San Marcos. Danach tuckerten
wir etwas langsamer auf der Landstrasse entlang. Nach ein paar Meilen kamen wir durch Luling, was wir spontan zu unserem ersten Etappenziel erklaerten.
Schliesslich ist es die erste Stadt, an der wir auf unserem Ausflug nicht vorbei-, sondern richtig durchfahren. Luling wurde um 1870 gegruendet. Der Bau der
GH&SA Eisenbahn, der Verbindung zwischen Galveston, Harrisburg und San Antonio brachte ein paar Siedler in diesen Ort. Allerdings hat sich niemand fuer
richtig fuer Luling interessiert. Denn ausser der Eisenbahnlinie und Baumwollfeldern gab es hier keine Industrie. 1922 sollte sich das aendern. Edgar B. Davis fand Oel. Heute gibt es fast 200 Oelpumpen im Stadtgebiet. Einige davon sind lustig angemalt als Kuh,
Schmetterling, Grashuepfer oder Vogel. Aufgrund dieser vielen Oelpumpen kann man Luling am Geruch erkennen. Hier gibt es noch mehr Pumpen-Fotos.
Ausserdem ist Luling bekannt fuer seine Wassermelonen. An jeder Strassenecke wurden riesige Wassermelonen verkauft. Und natuerlich gibt es in diesem Ort auch einen
Wasserturm, der so aussieht wie eine Melone. Die Wassermelonen sind auch das Motto des alljaehrlichen Sommerfestes in Luling, bei dem man sich im Melonenkernweitspucken und im Melonenwettessen messen kann.
Nach einem kurzen Fotostop biegen wir auf den State Highway 80 nach San Marcos ab.
Der Umweg
Michael behauptet immer, dass Anke Landkarten lesen kann. An diesem Tag hat sie allerdings das Gegenteil bewiesen. Als wir an der Interstate 35 angekommen sind, sind wir nach Norden abgebogen, in
der Hoffnung nach San Marcos zu kommen. Dabei waren wir schon laengst dort. Als wir dann schon fast in Austin waren, daemmerte es uns. Wir haetten eigentlich nach Sueden fahren muessen, um zum
Einkaufszentrum zu kommen.
Das Einkaufsparadies
In San Marcos angekommen hiess es fuer uns "shop 'till you drop" (einkaufen bis man umfaellt). Hier gibt es naemlich zwei riesiges Outlet Center mit fast 400 Geschaeften. Urspruenglich waren die als
Fabrikverkaeufe konzipiert. In den letzten Jahren hat sich das Bild aber ein bisschen gewandelt. Die Outlet Center in San Marcos werden von zwei boersennotierten Firmen betrieben, dem Tanger Outlet Center und dem Prime Outlet Center. Daher hat das
Center den Charakter von Fabrikverkaeufen verloren. Man kann zwar in Geschaeften einkaufen, die den Namen des Herstellers tragen, aber mit einem deutschen Fabrikverkauf hat es nichts zu tun. Es gibt
weniger Auswahl als in den grossen Einkaufszentren, man zahlt aber die gleichen Preise. Unser neuer Fernseher kostete im Sony Outlet genauso viel, wie im Handel. Da wir ein Angebot genutzt haben, kamen
wir sogar ueber 100 Dollar billiger weg als im Outlet! Auch mit der Liste der Geschaefte, die im Internet abzurufen ist, ist Vorsicht geboten. Wir haben
festgestellt, dass viele dieser Firmen nicht oder nicht mehr im Outlet Center vertreten sind.
San Marcos
Erschlagen von unserem Einkaufsmarathon, haben wir
uns erst einmal in unserem Motel frisch gemacht. Hier ein paar historische Fakten uber San Marcos: Aquarena Springs, die Quelle des San Marcos River wurde 1709 von Moenchen am Namenstag des heiligen
Markus entdeckt. Daher erhielt diese Stadt ihren Namen. San Marcos selbst wurde 1812 gegruendet. Als eine Station zwischen San Antonio und Austin, begann San Marcos bald eine groessere Siedlung zu werden.
Die krafvolle Quelle trieb Saegewerke, Wassermuehlen und Baumwollentkoernungsmaschinen (Cotton Gins) an. An den Aquarena Springs gibt es auch ein Museum und
ein Glasbodenboot, fuer das wir leider keine Zeit hatten. Entlang des San Marcos River gibt es eine Reihe von Parks. Viele nutzen den City Park, um auf dem Rasen
Football zu spielen oder in das kristallklare Wasser des San Marcos River zu springen und zu plantschen. Ausserdem haben wir eine Runde durch die Altstadt gedreht. Das Zentrum von San Marcos ist das Gerichtsgebaeude von Hays County. Man sich lange
ueber den Sitz des Gerichts von Hays County gestritten, da San Marcos am Rande des Counties liegt und aufgrund der schlechten Strassenverhaeltinesse schlecht zugaenglich war. Es hat 20 Jahre gedauert,bis
das das erste Gerichtsgebaeude in Hays County errichtet wurde. Das heutige Gebaeude ist ein imposantes, dreistoeckiges Haus aus dem Jahre 1909. Die Fassaden der Haeuser um das Gerichtsgebaeude
herum wurden renoviert und wieder in ihren Originalzustand versetzt. Es sieht ein bisschen aus, wie in einem Western.
Austin
Der zweite Tag unseres Ausfluges fuehrt uns nach Austin. Nach einer halben Stunde Autofahrt auf der
Interstate 35 nach Norden befinden wir uns in der Hauptstadt von Texas. Unser erster Stop ist natuerlich das Visitor Center. Hier bekommen wir einige zusaetzliche Informationen fuer unseren Tag und einen
detaillierten Stadtplan.
An der Stelle, an der Austin heute steht, war Anfang des
19. Jahrhunderts nur eine kleine Siedlung. Als Mirabeau B. Lamar Praesident von Texas wurde, hat er diese Siedlung nach dem Kolonisten Stephen F. Austin benannt und die Hauptstadt von Texas von Houston
nach Austin verlegen lassen. 1853 hat man angefangen das Capitol zu bauen, aber es wurde erst 1888 fertiggestellt. Wir beginnen mit unserer Tour auf der anderen Seite
des Colorado Rivers, da das Capitol so frueh am morgen noch geschlossen ist. Dort gucken wir uns die Barton Springs an. Aus der Edwards Quelle fliessen
jeden Tag 35 Millionen Gallonen Wasser (132 Millionen Liter) und fuellen einen riesigen 1000 Fuss langen und 125 Fuss breiten Pool (305 x 38 Meter) mit 68 Grad warmen Wasser (20 Grad Celsius). Ein idealer Platz
zum Schwimmern und sich von der Sommerhitze abzukuehlen.
Danach ist es Zeit fuer die Downtown Tour. Wir parken
direkt am Capitol. Da es Sonntag ist, muessen wir keine Parkgebuehren zahlen. Ein bisschen Abseits in der Colorado Street steht das Haus des Gouverneurs. Nachdem wir ein Foto gemacht haben, laufen wir die
Congress Avenue entlang und gucken uns die alten Haeuser an. Am noerdlichen Ende der Congress Avenue sind die Ruinen des ersten Capitols zu sehen. Daneben steht eine alte Baeckerei und ein Andenkenladen. Auf dem
Balkon der Baeckerei sind eine Menge beruehmter Fotos von den Paraden, die hier abgehalten wurden, gemacht worden – unter anderem von Praesident McKinley und
Praesident Roosevelt. Die beiden Gebaeude auf den Fotos gehoerten deutschen Einwanderern. Die Brueder Tips hatten hier einen Maschinenhandel und einen Metallwaren Handel. An der Ecke zur 6th
Street stehen das Scarbrough und das Littlefield Gebaeude. Urspruenglich hatte das Littlefield nur 8 Stockwerke. Als jedoch das Scarbrough Gebaeude mit auch 8 Stockwerken gebaut wurde, setzte Major Littlefield
kurzerhand noch ein weiteres Stockwerk auf sein modernes Kaufhaus drauf. Somit war sein Gebaeude fuer eine kurze Zeit das grossete Gebaeude zwischen San Francisco und New Orleans.
Danach biegen wir in die 6th Street ab. Diese Strasse ist bekannt fuer seine Kneipen und sein Nachtleben. In der Mittagshitze kann man allerdings nichts von dem bunten
Nachtleben spueren. Die Lobby des Driskill Hotels ist einen Blick wert. Lyndon Baines Johnson verbrachte die Nacht der Praesidentenwahl in 1964 hier. Zum Mittagessen gehen wir ins Hardrock Café.
Danach gucken wir uns das Bremond Viertel an. Der Block zwischen der 7th und 8th Strasse sowie der Guadeloupe und San Antonio Strasse wurde Ende des 19. / Anfang des 20
Jahrhunderts von einer Familie bewohnt. Beinahe jedes Familienmitglied hat in diesem Block seinen eigenen "Palast". Uebertroffen werden diese prunkvollen Gebaeude nur noch von
dem North-Evans Chateau an der gegenueberliegenden Strassenseite.
Von dort aus folgen wir der Guadeloupe Strasse nach Norden. Auf Hoehe der 9th Strasse steht die Buecherei und das Austin History Center. Von dort aus machen wir ein Foto von dem Moonlight Tower. Das
naechtliche Beleuchtungssystem besteht aus 17 Tuermen. In der Hoehe von 165 Fuss (65 Meter) sind je 6 Lampen angebracht, die einen Radius von fast einem Kilometer ausleuchten.
Wir folgen der Guadeloupe Street entlang des Wooldridge Park und wenden uns nach Osten, bis wir wieder and der Congress Avenue sind. Jetzt haben wir uns die
kuehle kuehle Klimaanlagenluft des Capitols redlich verient.
Das heutige Kapitol wurde 1888 nach einer 7 jaehrigen Bauzeit fertiggestellt. Es ist 566 mal 288 Fuss gross (172 x 87 Meter) und hat damals etwa 3.7 Millionen Dollar gekostet. Da in Texas alles ein bisschen groesser ist, ist das Capitol 14
Fuss (4 Meter)hoeher als das Capitol in Washington. Seit ueber einem Jahrhundert nun ist das rote Granitbauwerk das Symbol von Texas. Im Vorraum befinden sich lebensgrosse Statuen von Stephen F.
Austin und Sam Houston. Der Boden erinnert an die 12 Schlachten die in Texas gefochten worden sind und an den Waenden haengen Bilder von der Schlacht von San Jacinto und Davie Crockett.
Wenn man sich nach links wendet, kommt man zu dem ehemaligen Department of Treasury. Heute befindet sich hier der Information und Guide Service. Als naechstes gehen wir in den zweiten Vorraum - auch
Rotunde genannt - Wenn man in der Mitte des Raumes auf dem Stern steht und spricht, dann hoert sich das an, als ob man in ein Megaphon sprechen wuerde. Aber die Leute die drum herum stehen, koennen
das nicht hoeren. Es ist ein ganz komisches Gefuehl. An den Waenden in diesem Raum haengen die Bilder von allen texanischen Gouverneuren.
Danach machen wir die Fuehrung mit und gucken uns
den Senat und das Repraesentantenhaus an. Beide Raeume befinden sich im zweiten Geschoss. Der Senat befindet sich im oestlichen Fluegel. Hier treffen sich die 31 Senatoren alle zwei Jahre, um ueber
Gesetze zu entscheiden. An einer der Waende haengen Bilder von der Schlacht um San Jacinto und der Schlacht um Alamo. Im Representantenhaus befindet sich dafuer die Flagge
der Schlacht von San Jacinto. Sie haengt direkt ueber dem Podest des Sprechers. Von hier aus geht es ueber die Treppe aur Buecherei. Durch die Ballustrade von einem Atrium kann man einen
Blick hinein werfen. Ausserdem gibt es auf diesem Stockwerk noch die Raeume fuer das Gericht. Leider kann man diese aber nicht besichtigen. Die Tour fuehrt uns dann in die unteren Geschosse. Im
Keller ist eine Ausstellung ueber texanische Soldaten. Ausserdem befinden sich hier noch eine Reihe von Bueros und der Andenkenladen. Die Andenken, die es hier zu
kaufen gibt finden wir ueberteuert. Also gehen wir schnell weiter. Insgesamt hat das Kapitol 5 Kellergeschosse, zwei davon werden zum Parken genutzt. Interessant fanden wir auch, dass das Kapitol seinen
eigenen Wasserspeicher besass und mit Hilfe von im Keller erzeugtem Wasserdampf die Aufzuege in diesem Gebaeude betrieben wurden.
Nach so viel Kultur fahren wir zur University of Texas. Dieses Viertel hat seine eigenen Strassenschilder::das Symbol des Football-Teams, den Texas Longhorns. College Football Teams werden hier behandelt wie professionelle Football Teams. Daher haben die Longhorns ein Stadion
fuer etwa 35.000 Zuschauer und natuerlich auch einen Fanshop. Natuerlich halten wir dort an, bestaunen die Auswahl an Trikots, Fussbaellen und T-Shirts und und kaufen uns ein Souvenir.
Wir werfen auch noch einen Blick auf die Lyndon B. Johnson Presidential Library. Diese Buecherei ist
eine von 10 Buechereien, die Praesidenten gewidmet sind und von der National Archives and Records Administration verwaltet werden. Hier werden Millionen von historischen Dokumenten aufbewahrt. So
auch Dokumente ueber die gesamte oeffentliche Karriere von Praesident Lyndon B. Johnson. Das B. stet uebrigends fuer Baines. Zu der Buecherei gehoert auch ein Museum, deren Eintritt frei ist.
Erschoepft machen wir uns nun auf den Weg zurueck ins Hotel. Austin ist auf jeden Fall eine Stadt, die wir noch einmal besuchen muessen.
New Braunfels
Zum Abendessen wagen wir uns nach "Deutsch"-Texas. Das Motto von New Braunfels ist: "In New
Braunfels ist das Leben schoen". Dies prangt in grossen altdeutschen Buchstaben auf den Prospekten der Handelskammer. Hier ist man stolz auf die deutsche Herkunft, das man an der Main Plaza, die wie ein
Markplatz in einer deutschen Kleinstadt aussieht. Im Gegensatz zu typischen amerikanischen Staedten steht das Gerichtsgebaeude nicht in der Mitte des Platzes, sondern schoen am Rand. Das wichtigste in
New Braunfels scheint das alljaehrliche Wurstfest zu sein, dass im Oktober stattfindet. Zum Abendessen fahren wir zu Oma's Haus. In diesem Restaurant gibt es neben deutschem Essen -
Schnitzel mit Kartoffelsalat, Weisswuersten, Kassler und Sauerkraut - auch deutsch angehauchte Andenken, wie zum Beispiel Bierseidel.
Schlitterbahn
Der Hoehepunkt des langen Wochenendes (zumindest aus Michaels Sicht) war der Besuch der Schlitterbahn. Das ist ein riesiger Wasserpark in New Braunfels.
Schlitterbahn besteht aus zwei riesigen Gelaenden, die durch einen Shuttle-Bus verbunden sind. Leider war eines der Gelaende wegen Reparaturarbeiten geschlossen. So haben wir nur die Haelfte des Preises
bezahlen muessen. Aber es war trotzdem 100% Spass. Selbst die Haelfte des Parkes ist so gross, dass man es an einem Tag gerade alle Fahrten mitmachen kann. Es gibt mehrere Wasserrutschen, einen
Fluss, auf dem man sich auf kuenstlich erzeugten Wellen treiben lassen kann und sogenannte Wasser-Spielplaetzte fuer dein kleinen Wasserratten. Die wildeste Fahrt war der "Master Blaster" Das ist
eine Wasserrtutsche, auf der man bergab und bergauf (!) faehrt, wie auf einer Achterbahn. Viele kleine Duesen im Boden der Roehren schieben des Gummiboot bergauf, man schiebt sich langsam ueber die
Kuppe und dann geht es auch schon wieder nach unten. Wir hatten sehr viel Spass!
Gruene
Nach der Schlitterbahn fahren wir noch zum Eisessen nach Gruene, einer Eingemeindung von New Braunfels.
Hier scheint die Zeit stehen geblieben zu sein. Man hat die alten Hauser entsprechend hergerichtet und es gibt neben einem kleinen Hotel auch noch einen alten Gemischtwarenladen, in dem es alles gibt - unter
anderem auch Eis. Danach machen wir uns auf den Heimweg.
|